• 30. Mai 2013 11:00
  • Ach herje!
    Gefühle! Diese unsichtbaren, aber sehr gewitzten Kameraden haben mich dermaßen im Griff, das ist gar nicht zu fassen.
    Da ärgere ich mich über meinen seltsamen Vermieter und darüber, dass meine Erkältung nicht verschwindet. Da bin ich enttäuscht weil ich noch 2 Wochen auf eine wichtige Antwort warten muss. Da traue ich mir eine bestimmte Arbeit nicht zu. Da vermisse ich jemanden. Da ist mir langweilig und gleichzeitig ist mir einiges zu viel, sodass ich mich überfordert fühle.
    Alles gleichzeitig.
    Das ist mir zu viel.
    Ich kapituliere und lande auf dem Sofa. Bewaffnet mit einem Film, Schokolade, Keksen und Wein.
    Toll.
    "Das Gute, das ich will, das tue ich nicht und das Ungute, das ich nicht will, das tue ich." steht schon in der Bibel (Paulus im Brief an die Römer, Kap.7).
    Un nu?
    Kampfgeist sieht irgendwie anders aus.
    Schokolade ist auch keine Waffe, sondern eher ein Witz, ein sehr schlechter allerdings.
    Es sei denn man würde sie (samt dem Wein und den anderen irrwitzigen Gerätschaften) dem Feind einflößen - vielleicht.
    Was also sind die Waffen, die ich für meinen Kampf brauche?
    Um den Gegner in den Griff zu bekommen, muss man sich ihm stellen, in genau beobachten und sich exakt auf ihn ausrichten. Man darf ihn nicht eine Sekunde aus dem Blick lassen.
    Man braucht einen festen Stand, ein perfektes Gleichgewicht. Und jetzt kommt es: Innen wie außen! Und da ist der Knackpunkt: Wenn man das Gleichgewicht seines Gegners stört, hat man ihn im Griff. Und genau das tun die Gefühle mit größter Leidenschaft und Perfektion: Sie stören immer wieder mein inneres Gleichgewicht und schon wirkt es sich auch äußerlich aus.
    Wer Angst hat zittert, wackelt und verliert.
    Wer sich hängen lässt kämpft nicht mehr und hat so schon verloren.
    Wer sauer ist verliert den Kopf, wird unachtsam, stürzt und verliert.
    Wer auf Wolke 7 schwebt erkennt die Gefahren nicht mehr.
    Alle Gefühle sind extrem wichtig und man sollte keines missen wollen, denn sie machen uns lebendig. Freude, Angst, Trauer, Sorge, Wut, Langeweile, Verliebtsein, Hoffen, etc. all das sind geniale "Erfindungen". Aber es kommt darauf wie wir mit ihnen umgehen. Wieviel Raum gebe ich einer Emotion? Wie bewerte ich ihr Auftreten? Wie reagiere ich darauf? Lass ich mich ganz und gar hineinfallen (da bin ich Meisterin drin) oder relativiere ich das ein oder andere in dem ich mir verschiedene Verhaltensweisen klarmache und dann ganz bewusst die wähle, die meinem besten Wohl dient? Letzteres ist für viele Menschen das normalste von der Welt: Die realistische Einschätzung. Aber für mich und viele andere ist das eine enorme Schwierigkeit. Extrem anstrengend. Kaum oder gar nicht zu schaffen. Wie eine Couchpotato nicht einfach mal eben so einen Marathon laufen kann.
    Un nu?
    Wie trainiere ich nun meinen Kampfgeist, meine Entschlossenheit und meine Taktiken?
    Geduld und Ausdauer! Es geht quasi um Leben und Tod!
    Hinsehen. Ganz genau. Was ist da grade los? Wer oder was attakiert mich da gerade? Das warum ist nicht mal sooo wichtig. Wichtiger ist: Wie kann ich auf diesen angriff reagieren? Eigentlich muss es schnell gehen. Das geht am Anfang aber nicht. Darum muss man den film quasi anhalten. Schritt für Schritt vorgehen: da ist die Wut, sie treibt mich dazu dies oder jenes zu tun, ich könnte aber auch das tun, oder das... ok. was wäre mir lieber? was traue ich mir zu? Was krieg ich jetzt (relativ) spontan sofort hin? Und dann. Bao! Peng1 Zack! Volle Kanne mitten rein.
    Seeehr guuut! :-)
    "Du weißt doch längst alles. Ich muss es Dir nicht noch zig mal erklären. Du musst erspüren was dran ist. Und üben. Immer und immer wieder. Bis es vollautomatisch, routiniert, ja reflexartig funktioniert. Ähnlich wie Autofahren." sagte mal ein sehr geübter Mann zu mir, den ich sehr schätze.
    Talent ist eben nicht alles. Ohne hartes Training nutzt es gar nichts.
    Wissen nützt auch nichts, so lange man es nicht anwendet.
    Tu es! Immer wieder!