• 01. Apr 2012 10:15
  • Sonntag, 9.45 Uhr, 3/100

    Heute ist mein Wiegetag und ich war nicht begeistert. oder sagen wir mal...das war zu erwarten, nach dem tag gestern und dem Gefühlchaos in mir in den vergangenen Tagen. ich stelle fest, dass dies Schreiben viel in mir auslöst und auch nochmal zum Denken an mich zurück gibt. So sollte es ja auch sein - man holt die Vergangenheit noch einmal hervor, betrachtet sie liebevoll (denn schlußletztlich gehört sie ja zu meinem Leben!) und verdrückt vielleicht auch noch ein paar Tränchen - und dann ist gut. So tue ich das auch seit einiger Zeit. Aber gestern war es eben so, das mal mein altes Muster herhalten musste. Wir sind zu fünft nach Nimjegen gefahren, das sind gut 165 km von hier aus. Zu fünft heißt mein Mann, unsere Tochter und Florians Patentante mit ihrem Mann. Jetzt fragt man sich - wo ist denn der Sohn?! Richtig, er war nicht dabei.  Florian hat im letzen Sommer sein Abi gebaut (mit 2,7 bestanden) und sich danach für ein Psychologiestudium entschieden, ebenso wie seine Freundin. Da beide Abis nicht so berauschend waren, haben sich die beiden entschlossen, in Holland zu studieren, eben an der Radboud-Universität in Nimjegen. Dort war gestern der alljährliche "Tag der offenen Uni", und da wir alle wissen wollten, wohin es die Blagen demnächst verschlägt, haben wir uns das mal angesehen. Macht einen echt tollen Eindruck, alles sehr hell, sauber, großzügig und nur zufriedene Studenten. 20.000 an der Zahl, davon 1.500 deutsche Studies. Man muß natürlich einen Holländischkurs absolvieren und bestehen vorher, und wohnen am besten in einem der grenznahen Dörfer in Deutschland,. da Holland unbezahlbare Mieten hat. Also waren wir auch noch in Kranenburg, dort haben die beiden eine super WG gefunden, haben wir von außen besichtigt. Und schließlich waren wir noch in Nimjegen bummeln.

    Nein, ich hab den Pommes nicht widerstanden. Und auch dem alten Gouda nicht. Und ein Rotwein war auch noch dran gestern. Mein gewissen wurde immer schlechter. Und so sieht auch das Wiegeergebnis aus - also kein Aprilscherz, liebe Angeldorie.... Ich hab´s auch nur 1x probiert...seufz....

    Aber mein Plan war ja dranbleiben, nicht aufgeben. Und ich mach das ja hier auch nicht ausschließlich zum Abnehmen sondern auch um ganz langfristig was zu erlernen und umzusetzten. Mir geht´s ja nach so vielen Jahren nicht mehr um die Bikini-Figur, sondern um mein Seelnheil und um "NIE WIEDER DICK".

    Im Januar diesen Jahres war ich auf dem Tiefstpunkt meiner Karriere angekommen. Ich hab mir ein Buch von Geneen Roth gekauft. Sie ist Amerikanerin und befasst sich seit über 30 Jahren mit Eßstörungen. Und sie hat ein Buch geschrieben, das heißt: "Essen ist nicht das Problem". Auf Seite 34 in diesem Buch steht ein Abschnitt, der mich beim erstlesen so nachhaltig berührt hat, das ganz klar war, was folgen musste.

    "Ich habe aufgehört, mit mir zu kämpfen und mich selbst, meine Mutter oder meinen neuen Freund für mein Gewicht verantwortlich zu machen. Und weil die Diäten mein offenkundigster Versuch waren, meine Mängel zu beheben, habe ich auch damit aufgehört. Es war mir jetzt gleichgültig,dass mir Mitte November nur noch ein einziges Sommerkleid passte, weil ich so zugenommen hatte; ich war mit meinem ewigen Strampeln und Ringen bis an meine Grenzen gegangen und begriff, dass ich nur zwei Alternativen hatte: mit den Diäten aufhören oder mich umbringen." (G. Roth, "Essen ist nicht das Problem")

    So sah das aus, ich wollte und konnte einfach nicht mehr. Jeden Morgen der erste Gang ins Bad, auf´s Klo und dann auf die Waage (mein Mann nennt das Tretmine), und die dort erscheinende Zahl hat den Rest jedes einzelnen, verdammten Tages bestimmt. Ich weiß nicht mehr, wie viele Ü 30- Discos ich habe ausfallen lassen, weil ich dachte, mein Gewicht ist mir auf die Stirn tätowiert seit morgens, wie oft ich einen Streit vom Zaun gebrochen habe um nicht mit meinem Kerl irgendwo hin gehen zu müssen, und wie viele andere schöne Dinge mir entgangen sind, weil ich so mit meinem Äußeren beschäftigt war. Man kann wohl behaupten, das ich fast zwanghaft war... Und das wollte ich einfach nicht mehr. Ich war müde, kreftlos, konnte das so einfach nicht mehr. Und mal ganz ehrlich - ich hab auch mehrfach darüber nachgedacht, mich einfach umzubringen...

     

    Weil - irgendwann zweifelt man ja an seinem eigenen Verstand, oder? Ich bin jemand, der einen ziemlich anspruchsvollen Job hat, ich meistere einen 4 Personenhaushalt und krieg einfach meinen Körper nicht auf Spur, so waren meine Gedanken dazu. Und..... ich bin Abends ins Bett gegangen, mein letzter Gedanke vorm einschlafen war "Oh Mann, morgen aber mal. Da darf nix schiefgehen, morgen schaffe ich das Ich bin total kontrolliert und krieg das hin!" Mein erster Gedanke am Morgen beim Aufwachen war ähnlich.

    Was ist passiert, was hat das unterbrochen? Eigentlich kein einzelnes Ereignis, eher eine Summe von Dingen, die mir im letzten halben Jahr, vielleicht Jahr so begegnet sind. Davon später mehr.

    Heute.... ich versuch´s mal mit 3 Mahlzeiten, 1Thesi. Ich esse immer viel zu viel zwischendurch und krieg dann Abends die Kurve nicht. Und nutze sicher auch zu wenige Sonderpunkte....