• 03. Apr 2012 17:58
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    Heute hab ich einen denkbar schlechten Tag erwischt. Es fing eigentlich schon gestern Morgen an, da hatte ich dumme Nuss mir nämlich vorgenommen, meine Mutter mal wieder anzurufen und evtl. in dieser Woche noch hinzufahren. Nach dem ca. 30minütigen Gespräch war klar, das sie nicht so großen Wert drauf legt mich zu sehen - man muss wissen, das letzte Mal war ich am 7.8.2011 zu hause, ist also schon ne Zeit her .... Und am FR/SA taucht wohl meine Schwester dort auf. Ok, hab ich gedacht, gute Gelegenheit, die auch mal wieder zu treffen, das ist schließlich NOCH länger her und mit dieser Idee bin ich gestern den ganzen tag rumgerannt wie ein blindes Huhn, konnte mich nicht entscheiden....

    Heute Morgen also schwupps eine mail an die liebe Schwester geschrieben zwecks Treffen bei meinen Eltern. Ca. 1 Std. später die rotzige Antwort und Ablehnung in einem.... Ich war/bin stinksauer.  Warum ich sie so hasse und wa da passiert ist? Ist eben nicht immer so ganz einfach, wenn man als Ältere ständig zurück steht und den Eltern nichts, aber auch rein gar nichts recht machen kann. Meine kleine Schwester konnte/kann noch immer allles einfach besser als ich, da kann ich mich auf den Kopf stellen.  Diese Erkenntnis kam mir, als ich - wie bereits berichtet -  2010 heiraten wollte und das für die Idee des Jahrhunderts gehalten habe....

    Wie bereits berichtet, hab ich das mit den Hochzeitsplänen dann in der Sylvesternacht meinen Eltern erzählt. Und die reaktion war, das man ja erstmal jetzt einen Schnaps brauche, was wir denn nach so vielen jahren für Ideen hätten, und das wo doch meine Schwester gerade geschieden werden würde...Ja mal ehrlich, wie konnte ich da auch nur??  Gehen wir mal vom erbärmlichsten aus - wir waren alle nicht mehr ganz nüchtern und ich dachte so, dann hören wir uns bestimmt am nächsten tag nochmal, wenn die Eltern den Schreck verdaut haben und wieder nüchtern sind....nix da!!  Ende Januar hat meine Mutter mich dann mal angerufen, ich hab´s ausgesessen und drauf gewartet. Zu dem zeitpunkt hatte ich mir bereits ein wunderschönes Kleid bei Heine ausgesucht. Konnte man online anschauen. Kommentar meiner Mutter:"Ja, das hatte die Michelle im Fernsehen schon mal an, aber die ist ja auch klein und zierlich..." AUTSCH!!! Das war immerhin mein Hochzeitskleid. Die Hochzeit selber haben meine Eltern dann Mitte Februar schonmal prophylaktisch abgesagt (Termin war im Juli!!!), und die Feier am nächsten Tag, meinem geburtstag, auch mit. Ich war schockiert und hab reagiert wie immer -  mit Fressen und Alkohol. Ich konnte nicht anders. Es hat TAGE gedauert bis ich realisiert habe, was die da eigentlich machen. Mit meiner Schwester hatte ich zu dem Zeitpunkt auch schon Knies und die wollte auch weder zum Standesamt noch zur Feier erscheinen. Als Hintergrund ist noch wichtig zu wissen: wir hatten noch einen gewaltigen Umzug vor der Brust Ende April (ein ganzes haus + Büro). Meine Schwester hatte von jeher von allem immer nur die Hälfte zu tun: halbe Stelle zu arbeiten, 1 Tochter, einen mann, der im Haushalt alles macht, usw.

    Es hat ne ganze Zeit gedauert, bis sich in mir - zum ersten Mal seit vielen Jahren, vielleicht auch seitdem ich zu dick bin - Widerstand geregt hat. Ich wollte so nicht am schönsten Tag meines Lebens im Standesamt sitzen und traurig sein. Ich wollte meine wirklich nur aus Schwester, Eltern und Schwiegermutter bestehende Familie bei mir haben.Und irgendwann im Mai, schon nach unserem Umzug, hab ich meine Mutter angerufen und ihr genau das gesagt. Sie war stinksauer, schließlich hätten sie die weite Fahrt (2,5 Stunden) mein Vater hätte was am Rücken und könnte nicht sitzen, der arme Hund, usw. Nach 2 Tagen hat sie mich zurückgerufen und mir mitgeteilt, das man meine Schwester auch informiert hätte-man würde zum Standesamt kommen. Aber nunr dorthin, nicht gemeinsam essen hinterher, nicht zur Feier im neuen Haus im Garten am nächsten Tag,nichts.

    Man kann sich denken, das unser Verhältnis seit dem etwas gespalten ist, um nicht zu sagen es ist kaputt. Meine Eltern haben uns noch immer nicht hier im "neuen" Haus besucht. Meine Schwester hat im letzten Sommer nach einer weiteren Auseinandersetzung jaglichen Kontakt zu mir abgebrochen als wär ich aussätzig, und das war heute eben mal wieder ein Versuch, da anzuknüpfen. Inzwischen frage ich mich, warum ich das überhaupt versucht habe. So harmoniebedürftig kann man doch eigentlich nicht sein, oder?!

    So taumele ich heute durch den Tag, wie unter Betäubung, wie in Watte. Kein Gedanke an die Punkte, allerdings auch kein Freßgelage. Ich bin sehr tapfer, finde ich. Und vielleicht ist das Schreiben auch eine Art Therapie ...