• 18. Mai 2012 12:12
  • Heute plane ich einen industriezuckerfreien Tag!

    Gestern Abend habe ich mir noch "Eat, Pray, Love" angesehen - ein in meinen Augen total überbewerteter Film. Als Quintessenz des Films habe ich mir jedoch vorgenommen, heute nach indischem Vorbild zu kochen und auf Industriezucker zu verzichten. Für mein Frühstück habe ich mich daher am ayurvedischen Frühstücksbrei orientiert und so etwas ähnliches fabriziert - obwohl es wohl eher Ähnlichkeit mit Porridge hat und mir gerade gar nicht so besonders schmeckt - mir fehlt die Süße, mit etwas Zucker kann ich mir den Brei aber richtig gut vorstellen. Aber - gemeckert wird nicht, der Brei ist schließlich gesund (zumindest schmeckt er so). Für jeden, der das Experiment mal nachmachen möchte, hier mein Rezept:

    Zuckerfreier Frühstücksbrei mit Haferflocken und Amaranth

     

    • 35g Haferflocken
    • 10g Amaranth
    • 3g gehobelte Mandeln
    • 2g Sonnenblumenkerne
    • 1 Messerspitze Zimt
    • 1 Banane
    • Wasser

    Alle Zutaten in einen Topf geben (Banane vorher zermatschen) und mit Wasser bedecken. Kurz aufkochen lassen, bis das Wasser aufgenommen wurde und ein Brei entstanden ist. Dabei immer wieder rühren! Hat insgesamt um die 5 Punkte.

    Das ganze schmeckt ohne Zucker etwa wie eingeschlafene Füße und wird immer mehr im Mund. Und da ich noch immer an der kleinen Schüssel hänge, bin ich tatsächlich versucht Zucker zu verwenden - aber ich bin stark und esse das so gesunde Zeug ganz ohne Dickmacker. Aber auf alle Fälle macht der Brei extrem schnell satt (oder will der Körper nur das Zeug verweigern?).

    Für heute Abend habe ich ein Hähnchencurry mit Na'an-Brot geplant, das muss ich dann gegen drei Ihr vorbereiten, um es heut Abend essen zu können. Ganz schön viel Arbeit, wenn man immer alles selber machen will. Brot kaufe ich generell beim Bäcker meines Vertrauens, da ich sonst keins vertrage - davor habe ich mein Brot auch selbst gemacht, so richtig traditionelle Sauerteigbrote. Ich glaube, ich setze heute wieder einen neuen Sauerteig an - auf ein richtig gutes selbstgebackenes Brot hätte ich definitiv mal wieder Lust!

    Und da meine Migräne heute - zum Glück! - vorbei ist, habe ich mich wieder aufgerafft und bin walken gegangen. Etwas hing mir der Film ja doch nach - und ich merkte, dass ich eigentlich mit mir im Reinen bin. Auch das Walken ist nicht mehr primär des Abnehmens wegen, sondern wegen meines Wohlbefindens. Es ist toll, einfach mal zu laufen und die Seele baumeln zu lassen. Anders als die Protagonistin des Films habe ich meine Zufriedenheit auch zu Hause gefunden - und ganz besonders zufrieden bin ich beim Walken. Ich habe heute erstmals nicht darüber nachgedacht, wie viele Punkte ich verbrannt habe (zumal ich für den gleichen weg wie sonst oft zehn Minuten weniger brauchte) - ich war einfach froh, laufen zu können. Der Mensch ist ja von Natur aus kein Stubenhocker - und fürs reine Sitzen ist unser Organismus nicht gemacht. Im Laufen finde ich zurück zur Natur, zurück zu mir - und vielleicht auch ein Stück zu Gott. Und ganz nebenbei sehe ich im Laufe der Monate auch besser aus - kann es etwas Schöneres geben?

    Es kann sein, dass es nur ein kurzer Gedankenmoment ist - aber ich glaube, das Abnehmen hat für mich gerade die Dringlichkeit verloren. Versteht mich nicht falsch - ich will weiter abspecken und mein Ziel erreichen. Aber die Verbissenheit, die ich noch vor sieben Monaten an den Tag legte, lässt allmälig nach. Ich sehe ja, dass es vorran geht - wenn ich verbissen bin und mich nur auf die Abnahme konzentriere, geht es auch nicht schneller. Vielleicht ginge es schneller, wenn ich keine punktefreien Tage einlegte - aber ich habe Angst davor, dass ich zu einer "unterzuckerten Pissnelke" mutiere, wenn ich mir jede Freude verbiete. Zumal ich Angst davor hätte, auf alles zu verzichten und ab dem Wunschgewicht wieder mit dem Naschen zu beginnen. Wäre das für meinen Körper nicht eine wahnsinnige Umstellung und würde ihm mehr zu schaffen machen als meine tägliche Ration Schokolade?

    Essen soll nicht nur Nahrung für den Körper sein, sondern auch Nahrung für die Seele. Natürlich habe ich leicht reden - ich esse ja auch gern Obst und Gemüse, es gibt ja einige, denen das einfach nicht schmeckt. Aber ich denke, man kann auch Obst und Gemüse genießen lernen. Früher mochte ich keine Bananen, absolut nicht. Im Zuge meiner Nahrungsumstellung aber begann ich sie zu mögen, ja gar zu lieben. So weit bin ich mit dem Rosenkohl zwar noch nicht gekommen, aber so hin und wieder esse ich ihn ja auch. (Zu selten für den Geschmack meines Liebsten.) Ich möchte gar nicht behaupten, dass ich kalorienreiche Sachen nicht mögen würde - sonst hätte ich mich hier nie anmelden müssen. Aber die Gelüste ändern sich mit der Zeit, auch wenn man es zu Beginn sich schlichtweg nicht vorstellen kann.

    Hatte ich früher oft Lust auf Süßes, so musste es Schokolade sein. Hatte ich Lust auf was Knuspriges, so mussten es Kekse sein. (Für Kekse hätte ich früher morden können - es gibt im Mund kein tolleres Gefühl als zerbröselnde Mürbeteigtaler.) Hatte ich Lust auf Salziges, so musste es eine Scheibe Brot mit herzhaftem Belag sein oder Salzstangen. Wenn ich heute Lust auf Süßes bekomme, denke ich eher an Obst (und wenn ich nicht freiwillig dran denke, zwinge ich mich dran zu denken - passiert aber eher selten). Wenn ich in einen Laden gehe, freue ich mich am meisten auf die Obstabteilung - gerade jetzt, wo es überall Erdbeeren und Wassermelonen gibt. Bald gibt es Kirschen, und auf die freue ich mich auch tierisch. Und nicht mehr lange, dann hängt der ganze Garten voll mit Brombeeren und Johannisbeeren, aus denen ich wieder Marmeladen und Geeles einkochen kann. (Und dann verschenke, weil ich keine Marmeladen mag.) Bei Lust auf Salziges hole ich mir Tomaten und Gurken, schneide sie mir in kleine Portionen und gebe etwas Chilisalz drüber. Und überkommt mich hin und wieder die Lust auf Kekse (kaum noch), so klaue ich mir einen Keks von meinem Schatz. Da wir gänzlich unterschiedliche Kekse mögen, ist mein Knusperwahn gestillt, ohne dass ich eine ganze Tafel Cookies gekillt habe.

    Ich gestehe, es ist nicht immer leicht, auch heute nicht. Aber die Momente werden seltener, an denen man sich überwinden muss, etwas anderes zu essen. Gestern Morgen hatte ich einen Moment - am liebsten hätte ich Bratkartoffeln mit Rührei, Bacon und Bratwürstchen gegessen - allerdings hätte ich dann den ganzen Tag hungern dürfen, da mein Punktekontingent danach leer gewesen wäre. Also schaltete ich die Vernunft ein und aß ganz brav meine zwei Scheiben Brot und danach ein Stück Melone. Und ich war auch satt! Nicht jedes Gelüst ist gut, und gesteuert wird das wohl gar nicht vom Gehirn, sondern von den Fettzellen. Erst gestern habe ich bei youtube einen kurzen Bericht über Fettzellen gesehen, die wohl ein Schlankheitshormon ausschütten, das zum Essen verleitet (man wird davon nicht schlank, sondern bekommt immer Hunger - warum auch immer das so genannt wurde). Je größer die Fettzellen, desto größer der Hormonausstoß und desto mehr Heißhunger - so der kurze Bericht. (Leider finde ich beim besten Willen den Link nicht mehr, war ein Beitrag aus einem Programm im Dritten.) Dank des Hormons kann das Gehirn dann keine Sättigung mehr empfinden und man hat immer mehr Hunger und wird folglich noch dicker. Außerdem stoßen übergroße Fettzellen wohl einen Giftcocktail aus, den die Wissenschaft noch gar nicht richtig entschlüsselt hat. Wenn ich mir darüber Gedanken mache, dann merke ich, wie sehr ich doch weiter abnehmen möchte.

    So, jetzt habe ich tatsächlich meinen Frühstücksbrei aufgegessen. Ob ich ihn mir nochmals machen werde, ist allerdings sehr fraglich. Wahrscheinlich werde ich weiterhin Haferflocken mit Milch essen und darüber ein paar gepoppte Amaranthkörner geben, auch wenn das immer viel Arbeit ist (für so ganz winzige Bällchen).

    Um auf den Film gestern zurückzukommen: mir fehlte persönlich der Tiefgang. Die Bilder hingegen waren fanstastisch und daher konnte er mich dennoch in seinen Bann ziehen. Wenngleich ich beim Zusehen nur bemerkte, wie zufrieden ich in meinem Leben bin, erwachte wieder der Wunsch in mir, mich mit Ayurveda zu beschäftigen. Meistens sind das so kurze Sequenzen, die sich alle paar Monate wiederholen - nur eins habe ich für mich aus dem Ayurvedischen dauerhaft entnommen: Chili. Richtig gelesen, ich habe dank der indischen Lehre Chili für mich entdeckt. Früher war ich ein absolutes Weichei und wurde immer ausgelacht, weil ich bei winzigen Mengen Chili schon Feuer spuckte. War ich etwas unvorsichtig mit dem Pfeffer (den ich ja theoretisch gut dosieren kann, da ich ja den frisch mahle), konnte ich das Gulasch o.ä. nicht essen - es war mir dann zu scharf, auch wenn jeder andere meinte, es sei noch relativ mild gewürzt. In den letzten Monaten bin ich aber zu einem richtigen Chilifan mutiert und verwende getrocknete Chilis fast überall. Drauf gekommen bin ich, als ich einen Fragebogen in einem meiner Einsteigerbücher ausfüllte - demnach bin ich so ein seltsamer Mixtyp und meinem Körper fehlte es an Feuer, um die Speisen richtig zu verdauen. Die Empfehlung war, häufiger etwas schärfer zu kochen - und tatsächlich, meiner Verdauung geht es seither deutlich besser und mir schmeckt es besser! Mein Mann, der ja immer der härtere von uns war, wenn es um scharfes Essen ging, brachte mich neulich aber zum Lachen. Wir waren mit Freunden essen, einer hatte eine Sauce gekocht - und ich fand sie richtig lecker, schön würzig, aber nicht zu scharf. So nebenbei flüsterte mir mein Schatz zu: "Ist dir die Sauce nicht zu scharf?" - "Nein, wieso?" - "Ach, nur so." Auf der Heimfahrt gestand er mir dann, dass er die Sauce so scharf fand, dass er sie kaum essen konnte - und ich hatte mir von ihr noch Nachschlag geholt. Mittlerweile gehört Chilisalz zu meinen Grundlagen in der Küche - und getrocknete Chilis dürfen mir nie ausgehen. Und ich habe das Gefühl, dass es mir damit besser geht - und besser schmeckt es mir aktuell auch.

    Wenn jemand nach diesem Beitrag Lust auf einen nachdenklichen machenden Film bekommen hat, dem möchte ich zu "Gespräche mit Gott" raten. Den Film sah ich kurz vor Abbruch meines Studiums und er hat mich tief bewegt. Auch wenn ich Neal Walsch nicht abnehme, dass es sich alles genau so zugetragen hat, so hat dieser Film einen bewegenden Tiefgang und gehört zu meinen Lieblingsfilmen, den aber leider kaum jemand kennt. Daher der Rat: Wer nicht besonders auf Popcornkino steht, sollte sich den Film unbedingt einmal ansehen.

    In diesem Sinne freue ich mich auf den weiteren Tag und gebe morgen das Rezept für das Hänchencurry ab.