• 13. Jun 2012 12:25
  • Den gestrigen Beitrag ließ ich ausfallen, da ich leider doch wieder einen herben Rückschlag hatte im gesundheitlichen Sinne. Die Stimme war wieder deutlich schlechter und ich musste bei Kleinigkeiten sofort weinen - was bei mir leider üblich ist, wenn es mir richtig mies geht. Da habe ich mir gedacht, ich backe einen Nusskuchen und habe mir sogar zwei Stücke gegönnt - immerhin haben wir das übliche Essen mit Freunden ausfallen lassen.

    Heute muss ich aber erstmal in eigener Sachen einem neuen Sonnenschein auf unserer Erde "Herzlich willkommen!" sagen. Meine kleine Nichte kam heute Vormittag auf die Welt und ihr und der Mutter geht es gut. Seit ich vor einer dreiviertel Stunde die Nachricht bekommen habe, hüpfe ich wie ein Flummi durch die Gegend und freue mich über den kleinen neuen Erdenbürger. Herzlich willkommen, kleine Maus! Das erste Bild habe ich auch schon gesehen und habe mich natürlich sofort in die Kleine verliebt und freue mich, sie kommende Woche erstmals "live" zu sehen. Zwar habe ich kurz mit dem Gedanken gespielt, heute noch rüber zu fahren (wir wussten seit zwei Wochen, dass die Kleine heut kommen würde), aber gestern bat mich meine Schwägerin erst dann zu kommen, wenn ich ganz gesund sei. Und da wir nächste Woche ohnehin da sind, werde ich erstmal gesund und halte das kleine Würmchen dann in den Armen. (Da fällt mir übrigens ein: vor zwei Jahren, als mein kleiner Neffe zur Welt kam, musste ich das auch in einem Essay festhalten, das in der Onlinezeitung erschien, in der ich damals arbeitete. Irgendwie kann ich meine Freude nie für mich behalten.)

    Punktetechnisch bin ich ja gestern nicht so gut dabei gewesen (ich weiß nicht, was ein Stück vom Kuchen an Punkten hatte, und mir war es auch vollkommen egal), und heute weiß ich nicht, ob ich sie einhalten werde. Irgendwie fehlt mir momentan einfach die Kraft, um gegen Gelüste usw. anzukämpfen - leider ist das immer so, wenn es mich richtig erwischt hat. Dann habe ich nicht zwangsläufig auf Dinge Lust, die ungesund sind - dann mag ich besonders gern Brokkoli und Tomatensuppe - aber mich sehnt es dann immer nach Dingen, die ich schon als Kind gern mochte. Nusskuchen habe ich als Kind geliebt (überhaupt Kuchen, wobei ich heutzutage eher selten welchen mag) und gestern beim Einkaufen musste ich mit den Tränen kämpfen, als ich an polnisches Weißbrot gedacht habe. Zum Glück habe ich dafür ein Rezept, das ich vor zwei Jahren zuletzt gemacht habe - und heute werde ich mir ein Weißbrot backen! Zwar hätte ich dazu gern ein paar Kabanos oder eine gute Krakauer gehabt sowie polnischen Käse (oh, was habe ich polnischen Käse geliebt!), aber leider komme ich hier nur ganz schwer an originale Spezialitäten aus Polen. Leider ist es ja leichter an Yufkablätter zu kommen als an meinen heiß geliebten Käse! Ich wäre sehr dafür, dass hier bei uns ein polnischer Laden aufmacht - einen russischen Supermarkt haben wir hier zwar, aber die dort geführten Lebensmittel sind eben doch nicht so wie in meiner Kindheit, die ich zum Teil in Polen verbracht habe. Polnische Lebensmittel sowie polnische Gerichte geben mir immer ein sehr heimeliges Gefühl, zumal ich leider schon seit sechs Jahren nicht mehr drüben war. Ich muss einfach wieder die Sprache lernen und dann hinfahren!

    Da ich gestern mein zweites Wunschthema nicht mehr abhandeln konnte, möchte ich dem heute nachkommen. Wahrscheinlich ist bereits jedem in den vergangenen Wochen das Thema "Kinderlebensmittel" in den Medien begegnet, denen gerade Foodwatch sehr deutlich entgegen tritt. Diese Kampagne begrüße ich, da ich im Umkreis doch feststellen musste, wie stark manche Eltern den Versprechen der Lebensmittelindustrie auf den Leim gehen. Da geben Mütter ihren Kindern im besten Gewissen zum Abendessen Fruchtzwerge, weil die ja voller Calcium seien, was für das Wachstum der Kinder so wichtig sei. Natürlich ist Calcium wichtig, aber diese Zuckerbomben sind mitnichten Ernährung für Kinder, sondern eigentlich Süßigkeiten!

    Ich gehöre bereits einer Generation an, die morgens ganz selbstverständlich ihre bunten und klebrig süßen "Cerealien" aß und für die Bärchenwurst die leckerste Wurst überhaupt war. Die massenhaft Limonade trank und für die Cola seit jeher eine Selbstverständlichkeit war - für den Kauf von Wasser musste ich mich im Alter von neun oder zehn einsetzen, weil ich die Zuckerbomben irgendwann satt hatte und damals schon dick war. Und siehe da, allein der Verzicht auf süße Getränke bewirkte bei mir in jungen Jahren eine Normalisierung meines Gewichts! Wir Kinder glaubten den Versprechen, dass eine Milchschnitte gut für uns sei - und meine Mutter kaufte sie mit der Begründung: "Die machen ja nicht dick", weshalb wir die ständig in den Händen hatten.

    Noch gut kann ich mich an die bunte Warenvielfalt im Supermarkt erinnern, und all die bunten Lebensmittel schrien mich förmlich an: "Kauf mich!" Nicht oft bekam ich, was ich mir wünschte - aber hätte ich bekommen, was ich wollte, so hätte ich mit Sicherheit heute mit einem noch schwerwiegenderem Gewichtsproblem zu kämpfen.

    Heute stehe ich all dem, was wir uns damals sorglos in den Mund geschoben haben, sehr skeptisch gegenüber und würde mir für meine Kinder diese Ernährung nicht wünschen. Die Lebensmittelindustrie bindet die Kinder bereits sehr früh an Junkfood - und wie ich eingangs bereits beschrieben habe mögen wir all das, was wir als Kinder bereits mochten. Damit gewinnt die Lebensmittelindustrie die kommende Generation Konsumenten, die in den Kreislauf von wenig gesundheitlich fördernden Lebensmitteln geraten und für die ein Umgang mit normalen Lebensmitteln fast unbekannt - oder ungewollt - ist. Ich habe eine Nichte, die jetzt elf Jahre alt ist. Die Kleine ist sehr schlank, mittlerweile ist sie sogar bedenklich schlank - das kann man leider nicht auf die Gene schieben, sondern auf ihr Essverhalten. Wenn sie überhaupt etwas isst, dann darf es Pommes mit Schnitzel (aber nur das panierte!) sein, oder Nudeln mit Schmelzkäse. Burger sind ok. Oder Pizza, aber bitte ohne Gemüse drauf. Alles andere wird nicht angerührt, die Pausenbrote kommen meist komplett zurück, im besten Falle nur kurz angebissen. Nach zwei Bissen Kartoffelpüree mit Spinat ist sie satt - aber eine große Tiefkühlpizza ist klein genug, um danach noch ein Eis zu verdrücken. Ich möchte der Kleinen nichts vorwerfen - auch sie durfte nur essen, was sie mochte und verweigerte seit kleinauf jedes Gemüse, statt dessen kamen Kindernuggets und Pommes auf den Tisch. Alles, was besonders süß und chemisch ist, ist für sie verlockend, und noch hält ihre Mutter hin und wieder dagegen und lässt ihr keine gänzlich freie Hand. Ich befürchte allerdings, dass die Kleine entweder eine Essstörung entwickeln wird oder aber als Erwachsene nur noch das isst, was ihr gefällt und dann extrem auseinander gehen wird. Einmal meinte sie sogar: "Warum sollte ich Gemüse essen, das hier (und deutete auf irgendwelchen Süßkram) hat doch auch Vitamine und schmeckt mir viel besser." Die Geschichte ist schon bestimmt vier Jahre her, aber seither war das Thema Kinderlebensmittel für mich ein rotes Tuch. Fastfoodketten und Nahrungsmittelindustrie binden Kinder an Produkte, die "hip" und "cool" sind und voller Geschmacksverstärker, weshalb die Kinder normale Lebensmittel gar nicht mehr zu schätzen wissen. Und den Kindern kann man eigentlich keinen Vorwurf machen, wenn ihnen Kekse statt Obst gereicht werden, weil das ja schneller geht. Natürlich sind die Eltern in der Pflicht sich damit auseinander zu setzen, aber ihnen wird es ja nicht wirklich besonders leicht gemacht. Dazu habe ich bei foodwatch folgenden Beitrag gelesen, den ich euch nicht vorenthalten möchte: http://foodwatch.de/newsletter/newsletter_archiv/2012/kinderkampagne_unterstuetzer/showMail

    Wie man der Miesere entkommen kann, ist noch immer fraglich. Der Markt wächst in meinen Augen jedoch, weil die Nachfrage besteht. Natürlich gehen nicht alle sogenannten Kinderlebensmittel an Kinder selbst (ich bin bekanntlich auch ein Fan der Produkte einer gleichnamigen Produktreihe), aber damit werden Kinder an gewisse Geschmäcker gewöhnt, die sie als Erwachsene unbedingt haben wollen.

    Kein Elternteil kauft Lebensmittel für seine Kinder in dem Wunsch, sie irgendwann dick oder krank zu sehen. Aber mit den guten Wünschen der Eltern für ihre Kinder spielen manche Unternehmen ein perverses Spiel, indem sie den Eltern einbleuen, ihre Produkte seien besonders hochwertig für die Kinderernährung und dabei Produkte von geringem physiologischem Wert für hohe Preise verkaufen. Gleichzeitig sagen die Unternehmen, die Eltern müssten nur nein sagen - aber seien wir ehrlich, wenn es mir schon schwer fällt, meinen inneren Schweinehund von dem Regal mit den leckeren Schokoriegeln in Nilpferdform wegzuhalten, wie schwer ist es dann für Kinder, diesem Drang zu wiederstehen? (Und in dem Falle fällt mir sofort der Spruch ein: Du bist, was du isst. Isst du die Nilpferdschokoriegel, siehst du bald aus wie ein Nilpferd.) Zumal es immer Freunde der Kinder geben wird, die den ganzen Mist essen, aber kein Gramm zunehmen. (Es gibt ja leider diese wenig sympathische Menschengattung, die einfach essen können, was sie wollen - und da freue ich mich über den Spruch: "Cellulite ist in den Augen dicker Frauen die Rache an schlanken Frauen." (Oder so ähnlich.) Nicht, dass ich irgendwem das Zunehmen wünschen würde - aber MIR würde ich einfach auch wünschen, all den Mist essen zu können, ohne dabei dick zu werden.)

    Jedenfalls wollte ich einfach nur auf die perverse Botschaft der Nahrungsmittelindustrie aufmerksam machen, die sich mit den bunten Sammelbildchen die nächste Generation Konsumenten heranzieht, die wahrscheinlich zu Zweidrittel dann mit dem Gewicht Probleme haben wird (Studien zufolge sind zweidrittel der Deutschen Menschen übergewichtig).

    Ich wünsche mir, dass Kinder wieder einen normalen Umgang mit Lebensmittel lernen können und nicht - wie ich - diesen Weg im späteren Leben mühsam erlernen müssen. Denn meinen ersten Joghurt mit frischen Früchten habe ich vor vielleicht zwei, drei Jahren gegessen - davor war Joghurt grundsätzlich der pappsüße Fruchtjoghurt, den wir alle kennen. Naturjoghurt, den ich heute gern esse, habe ich mit dem Allerwersten nicht angeschaut. Haferflocken lösten schon beim Gedanken bei mir Brechreiz aus, und bis heute bin ich KEIN Fan von Haferflocken, esse sie aber meist aus gesundheitlichen Gründen. Ich vermute, dass meine frühkindliche Fehlernährung vieles bei mir bewirkt hat - und nichts zum Positiven. Daher richtet sich mein heutiger Appell an alle Mütter und werdenden Mütter: Macht es euren Kindern nicht so schwer, wie meine Mutter es mir machte. Gewöhnt eure Kinder nicht an Softdrinks und süße Frühstücksflocken, sondern schmiert ihnen ein Vollkornbrot, meinetwegen mit dem Nussnougataufstrich. Das ist noch immer besser als die vielen süßen Flocken ohne echten Nährwert. Süßigkeiten sind ok, aber süße Produkte sollten bitte auch als Süßigkeiten angesehen werden und in Maßen genossen werden. Es klingt so simpel, aber ich weiß selbst, wie selbstverständlich man die Schokokeks-Teilchen zum Frühstück isst und dann ganz schnell wieder Hunger hat. Und diese Spirale hat so manchen von uns her gebracht - und ich hoffe, nicht all zu viele Kinder von heute werden morgen Mitglieder bei mm sein müssen. Nicht, weil mm schlecht ist - aber ich wünsche jedem Kind einen normalen Umgang mit Lebensmitteln und ein Leben ohne starkes Übergewicht.

    Ich selbst bin (noch) keine Mutter, aber ich gewöhne mir jetzt bereits einen anderen Umgang mit Lebensmitteln an, um es später leichter zu haben. Meinen Mann konnte ich bereits umerziehen (als wir zusammen kamen, war Körnerbrot schier Gift für ihn und Cola die einzige Flüssigkeit neben Kaffee - heute isst er so manches Körnerbrot richtig gern und wünscht sich von mir wieder selbstgebackenes - und Wasser ist für ihn heute so selbstverständlich wie sein Kaffee) und hoffe, dass ich es auch einmal schaffen werde, meinem Kind einmal die Ernährung zuteil werden zu lassen, die ich für gut und natürlich erachte. Was zweifelsohne einen Krieg mit Oma und Tanten bedeuten wird - immerhin muss ich meinen Mann auch immer bremsen, den Kids massenhaft Süßkram zu geben, und ich bezweifle, dass es andersrum anders sein wird.

    In diesem Sinne werde ich jetzt den Haushalt fertig machen und mich ins Bett packen, da ich heute frei habe.