• 05. Jul 2013 16:33
  • Ich möchte vorab bitten, meinen Beitrag Ernst zu nehmen. Wer das nicht kann, der soll ihn bitte unkommentiert lassen.

    Ich bin seit ca 3-4 Wochen bei meinem Wunschgewicht angelangt. Ich freue mich darüber und fühle mich in meinem Körper und in meiner Kleidung nun viel wohler als früher.

    Seit ein paar Tagen jedoch geht es mir gar nicht mehr gut damit. Zum Einen erlebe ich Kritik und Isolation in meiner Umwelt, was mich enorm verletzt. Zum Anderen nimmt mir das alles auch gerade die Disziplin zum "weitermachen". Ich möchte so gern hier bleiben und meine Ernährung weiterhin kontrollieren, damit ich nicht wieder zunehme. Aber irgendwie - wie man in meinem Tagebuch sehen kann - steckt der Wurm drin. Ich fange meist an zu zählen und im Laufe des Tages habe ich keine Motivation / Lust / Kraft mehr dazu. Und abends esse ich dann zu viel. Das ist ein Verhaltensmuster, was ich lange vor MM auch hatte und was natürlich einen Teil meines Gewichts zu verantworten hat. Ich habe nun nicht so sehr Angst, dass ich die Kurve nicht wieder kriege, das wird schon. Von ein paar Tagen wird keiner gleich dick.

    Mein Problem ist eher, dass ich mit meiner Situation kaum umzugehen weiß.
    Ich muss hier ins Detail gehen, denn sonst versteht es keiner.
    Meine Oma und meine Mutter haben damit begonnen, indem sie mir sagten, dass ich nicht schön aussehe und viel zu dünn bin und dass sie sich Sorgen um mich machen.
    Meine Arbeitskollegin fragt, wie viel ich denn wiege und dass es jetzt mal gut sei und ich solle die Waage wegpacken.
    Eine Freundin sagt ebenfalls, dass es jetzt gut ist und äußert Bedenken, dass sie Angst hat, dass ich die Kurve nicht kriege.
    Meine Vermietern treffe ich im Flur und sie sagt, ich hätte ja kolossal abgenommen und jetzt wäre es aber gut.

    Kaum einer sagt etwas positives. Muss auch keiner - Lob tut ja bekanntlich mehr weh als Kritik ^^ Was mich so trifft, ist die Tatsache, dass man mir meinen gesunden Menschenverstand abspricht und dass man mich einfach nicht fragt. Keiner fragt mich, wie es mir jetzt geht oder wie ich mich fühle. Keiner fragt, ob ich überhaupt noch weiter abnehmen will! Man unterstellt mir, ich würde das Ende nicht finden, ohne zu fragen, ob ich denn schon am Ende bin.
    Ich bin am Ende, aber eher nervlich gesehen.

    Das man sich anhören muss, dass man nicht schön ist, ist für eine Frau ja ohnehin so eine Sache, aber dass sich kaum einer für mich freut und mich so akzeptiert, wie ich jetzt bin, das ist noch mal ne ganz andere Hausnummer.

    Ich habe mich in so vielen Kleidungsstücken nicht so wohl gefühlt, weil ich mich immer irgendwie zu dick fand. Jetzt kann ich sie tragen - soll ich mich jetzt etwa verstecken? Soll ich mir jetzt etwa weite Hemden überschmeißen, bloß weil meine Umwelt nicht mit meinem "neuen" Aussehen zurechtkommt? Ich dachte immer, DAS ist es, wonach alle streben. Schlank sein. Sich wohl fühlen. Und jetzt bin ich da und es kommt mir vor wie eine verdrehte Welt...

    Als Konsequenz habe ich für mich den Kontakt zu meiner Oma und meiner Mutter abgebrochen. Ich fühle mich nicht groß und stolz über das, was ich erreicht habe. Im Moment fühle ich mich klein und allein.

    Ich weiß irgendwie nicht weiter und schreibe das hier, weil ich es mir mal von der Seele schreiben möchte und weil ich vielleicht auf ein wenig Anteilnahme hoffe.

    Liebe Grüße
    Cara