• 10. Sep 2014 07:53
  • Ich nochmal - es ist mir einfach ein Bedürfnis.... Liebe Lena, Liebe Jeary, mein "liebgewonnener Luftvogel", Denki, Dani und alle, die sich mit mir und meiner Geschichte auseinandersetzen!

    Ich habe Eure Kommentare nicht persönlich genommen und mich durch eben jene auch nicht kritisiert gefühlt. Ich ging in den ersten Tagen sehr offen mit unserer Geschichte bzw. der Geschichte meines "Krisenpflegemädchens" (ein solches ist sie tatsächlich, Ihr Leben ist im Moment eine große Krise und durch diese wollen wir sie ein Stück weit begleiten) umgegangen. Lena und Luftvogel - beide scheinen im sozialen Bereich kundig oder auch beruflich tätig zu sein - haben mich darauf hingewiesen und ich nahm das sehr ernst! Ich danke Euch dafür, denn eins will ich natürlich überhaupt nicht: die Grenzen dieses kleinen Mädchens und deren Familie überschreiten! Das wollte ich nie und es war gut, habt ihr mich darauf hingewiesen.

    Wir wurden als Krisenpflegefamilie quasi ins "kalte Wasser" geworfen, es gab ein langes, intensives Gespräch, aber keine weitere Schulung, Einführung, etc. Es gibt 8x jährlich eine Supervision mit allen Krisenpflegeltern, der erste Termin für uns ist ende diesen Monats... so bekamen wir ein Pflegemädchen, eigentlich ohne irgendeine Vorbereitung und wir waren - vor allem in den ersten Tagen - von unseren Gefühlen doch überrollt worden. Mir war in den ersten Tagen echt übel, ich wollte am liebsten anrufen, sie mögen sie wieder holen... es war für uns alle eine große Umstellung und ich habe mir hier im Blog etwas "luft verschafft", meine Gedanken in Worte gefasst und so etwas geordnet.... ich möchte nicht hier, wo unser Mädchen im Moment lebt und alle sie kennen, ihre Geschichte immer und immer wieder diskutieren - natürlich geht mir das alles sehr nah und ich brauch den Austausch. So sprechen mein Mann und ich sehr oft und viel darüber und ich fand hier im Blog eben auch ein "Ventil", das mir half und gut tat....

    Eure Kommentare lassen mich immer wieder hinterfragen, ob es richtig ist, hier zu schreiben, denn ich will es wirklich richtig machen. Deswegen hab ich entschieden, nicht mehr zu schreiben, einfach, um ganz sicher zu gehen. Es ist schade, denn hier gibts schon viele von Euch, die mir wirklich halfen! Denki sagte zB, für sie selbst wäre es mitunter besser gewesen, ihre Mama hätte damals erkannt, dass sie es im Moment nicht schafft.... das half mir, eine andere Einstellung zur Mama meines kleinen Pflegemädchens zu bekommen und ich kann ihr seither besser helfen, wenn sie von ihrer Mama spricht. Was das Lob angeht, das Lena angesprochen hat: davon kriegen wir jeden Tag jede Menge, ABER ich habe in vielen Momenten das Gefühl, es nicht zu verdienen, denn ganz ehrlich: wir haben sie aufgenommen und ich glaube, wir machen das ganz gut und nach einem Monat kann ich sagen, wir sind gut eingespielt. Aber ich kann zB nicht sagen, dass ich den Unterschied zwischen meinem Pflegemädchen und meinen Jungs nicht mache - die Jungs sind mir wirklich näher... ist das richtig? Ich kann ehrlich sagen, dass ich mich freue, wenn sie zum Papa ziehen kann, um ihretwegen, aber auch für mich und meine Familie.... ich würde - und das weiss ich sicher - NEIN sagen, würde man mich fragen, ob wir sie in Langzeitpflege übernehmen....

    WAs ich Euch sagen will: es gibt viele gute Momente, aber auch jene, wo ich kritisch bin, wo ich spüre, sie ist nicht mein Kind und wird mir auch nicht so nahe kommen.... und vielleicht ist das richtig, denn Krisenpflege bedeutet, man übernimmt von jetzt auf gleich ein Kind und weiss, man gibt es auch innerhalb von allerhöchstens 3 Monaten wieder ab... da braucht es sicher auch etwas Distanz... aber ich hab das nie zuvor gemacht und kann nicht abschätzen, ob meine Gefühle "normal" sind, ob ich unfair bin oder ob es auch anderen so geht... und weil ich eben versuchen möchte, es so gut wie möglich zu machen, brauch ich einfach ab und an den Austausch mit anderen und dieser Blog war eine Möglichkeit, diesen zu bekommen....

    Ich möchte, dass ihr alle wisst, dass ich dieses Mädchen aufgenommen habe und ich froh bin, dass wir das taten. Sie ist eine liebe kleine Maus und hat ein hartes Schicksal. Sie kommt aus einem Umfeld, das wir so nicht kennen und von dem wir weit, weit weg sind... und alles, was wir tun können, ist ihr für diese Übergangszeit ein zu Hause und eine Familie zu sein... und das tun wir. Und ich wollte nicht so offen sein mit ihrer Geschichte - das war gut, das ihr mich darauf hingewiesen habt. DANKE nochmal dafür. Nun schließ ich einfach für einen Moment das Kapitel, denn ich werde vermutlich - so allgemein gehalten mein Blog auch immer sein mag - doch immer irgendwo an der Grenze entlanggehen....

    Seid alle lieb gegrüßt
    Tessa