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Dienstag, 08. Mai 2012 - Abnehm Blog von Rumo

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    • 08. Mai 2012 13:51
    • "ichkönntefastweinen"....vor Freude für DICH Rumo.

      Ich kenne diese Gedanken und Krisen ebenso gut, war auch nie ein schlanker Mensch geschweige denn ein schlanker Teenager.

      Ich wünsche dir für die Zukunft alles Glück der Welt und weiterhin die Freude an den kleinen Dingen des Lebens, wie das eigene Wohlbefinden! Ich habe es auch erst hier wieder gefunden und beginne es zu leben....und jede Erfolgsgeschichte wie die deine hilft mir dabei!!!!

      DU BIST EIN TOLLER MENSCH SO WIE DU BIST....das halte dir immer vor Augen, und ich schreibe es hier hin ohne dich "wirklich" zu kennen...aber deiner Geschcihte nach muss es einfach so sein!

      lg Aicha

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    • 08. Mai 2012 11:57
    • Hallo,

      nun gehe ich ja sogar unter die Blogger. Wer hätte das gedacht? Aber da ich eine so liebe Reaktion auf meinen letzten Blogeintrag bekommen habe, möchte ich das weiter fortführen - und bissl runterkommen, denn ich war eben anderthalb Stunden walken (etwas über 9km).

      Vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen, wie bei mir alles losgegangen ist. Und wenn nicht - ich wollte mir das alles ohnehin mal von der Seele schreiben. Wer das also nicht lesen mag, sucht sich am besten ein anderes Thema. :-)

       

      Also, wirklich schlank war ich nie - außer zeitweise (12-14), da hatte ich bei 1,56m ein Gewicht zwischen 48 und 53kg. Damals fand ich mich aber auch schon zu dick - meine schwer adipöse Familie tat ihr Übriges, mir einzureden, ich sei noch immer zu fett. (Ja, diesen Ausdruck verwendeten sie.) Gesundes Essen war bei uns daheim nie ein Thema - ich machte zwar viel Sport, aber als ich immer älter wurde und mehr Zeit für die Schule aufbringen musste, geriet der Sport immer weiter aufs Abstellgleis, und ich wurde immer breiter. Ab 15 pendelte sich mein Gewicht zwischen 60 und 65kg ein - übergewichtig, aber noch nicht so schlimm, dass ich mir wirklich Sorgen machte. Und da mir immer gesagt wurde von Freunden, dass ich doch gut aussähe, habe ich mich auch nie verrückt gemacht.

      Mit 18 ging es gesundheitlich dann bergab, so schlimm, dass ich ein halbes Jahr krankgeschrieben war und fast ständig im Bett lag, vollgepumpt mit Medikamenten. Kaum Bewegung, viele Medikamente - und einen Mann, der es gut meinte und viel Fast Food heim brachte, um mir das Stehen in der Küche abzunehmen. Und ich nahm zu - das Gewicht pendelte sich dann so bei 75 und 78kg ein, das ich dann auch länger nicht los wurde. Zwischendrin, wenn es gesundheitlich bergauf ging, kam ich oft auf 72kg runter, aber kaum ging es mir schlechter und nahm wieder mehr Medikamente, ging ich wieder auseinander. Und bei meiner Größe sieht man einfach jedes Kilo.

      Mit Anfang 23 hatte ich dann so katastrophale Blutwerte, dass meine Ärtzin meinte, ich müsste auf Kur - für die ich mich aber zu jung fühlte. Mein Facharzt entschied sich dann endlich, bei mir eine Langzeit-Cortisontherapie anzusetzen, die mich dann aufschwemmte. Gesundheitlich ging es dann von der Seite besser, aber die vielen Medikamente über die Jahre machten sich in meinem Bauch bemerkbar - und ich litt ständig unter Magen-Darm-Koliken. Mit meinem Studium war ich totunglücklich und rutschte fast in eine Depression. Irgendwann machte ich einen Cut  und brach mein Studium ab. Nachdem ich mitbekam, welche Chancen ich mit meinem Studium (eigentlich mein Wunschfach mit einem Hassbeifach) hatte, wusste ich - es muss sich etwas ändern. Also schaute ich, dass ich eine neue Ausbildungsstelle bekam und gesundheitlich besser dastehen würde.

      Der Studienabbruch fiel mir emotional sehr schwer, aber im Endeffekt tat er mir sehr gut. Als ich dann für die neue Stelle Hosenanzüge brauchte und Größe 46 benötigte, war ich schon ziemlich geschockt - aber ich sagte immer wieder, es waren die Medikamente und in meinem Umfeld wusste ja jeder von meinen Erkrankungen und bestätigten mir, dass ich nichts falsch machen würde. Eine Freundin stellte Ende letzten Jahres fest: "Wenn Rumo so essen würde wie ein normaler Mensch, würde sie sicher durch keine Tür mehr passen." Damals aß ich wirklich wenig, eine Kinderportion packte ich damals nicht. Allerdings trank ich damals ziemlich viel Cola - eine Flasche an einem Tag mit Migräne war normal. Leider hatte ich beinahe jeden Tag Migräne und wurde breiter - am Ende muss ich bei 81kg gewesen sein. Ich kann nur mutmaßen, da meine Waage auf einmal nicht mehr richtig funktionierte, das merke ich aber erst, als ich eine neue kaufte. Vielleicht hatte ich sogar noch mehr drauf als die 81kg, was ich sogar für wahrscheinlich halte.Damals ging ich ohnehin nur ungern auf die Waage und wollte dann immer die Augen verschließen.

      Im Herbst bekam ich dann in meinem Wunschsektor bei meinem Wunscharbeitgeber einen Ausbildungsplatz für Herbst 2012 - und ich freute mich! Ich nahm mir vor, noch etwas abzunehmen, aber irgendwie kriegte ich es nicht auf die Reihe. Ende Oktober dann entschied ich mich, mich von "Altlasten" zu befreien - meine ganzen alten Klamotten, die schon viel zu klein geworden waren, warf ich fort. Ich akzeptierte damals, dass ich eben "fett" war - ich fühlte mich fett und unförmig, aber mir fehlte die Kraft, mich aufzuraffen. Mein Mann liebte mich - und was brauchte ich mehr? Selbstzufriedenheit, Selbstbewusstsein? Papperlapapp - andere konnten auch dick sein und damit zufrieden sein.

      Mitte November hatte ich einen Termin bei meiner Hausärztin, Voruntersuchung für den Arbeitgeber. Ich musste mich in Unterwäsche hinstellen, trug an dem Tag die denkbar ungünstigte Unterwäsche und wäre vor Scham fast im Erdboden versunken. Sie sagte nichts - von meinen Ärzten bekam ich auch zu dem Zeitpunkt gesagt, dass ich zwar zu viel auf den Hüften hätte, es aber nicht bedenklich sei. Und wenn die Ärzte das sagen, muss es ja stimmen?! Nun gut, ich kam heim und heulte. Ich heulte vor Scham, ich heulte vor Unzufriedenheit und ich heulte vor Ekel vor mir selbst. Ich heulte und heulte, lag zwei Tage weinend im Bett und verfluchte die ganze Welt.

      Und dann machtes Klick.

      In mir keimte der Gedanke: "Dicke Mädchen kommen in den Himmel, dünne in die Chefetage." Und verdammt, nach meinem abgebrochenen Studium wollte ich dennoch etwas erreichen und mir selbst und allen anderen etwas beweisen!

      Ich beschloss, Zucker aus meinem Speiseplan zu streichen und mehr Sport zu machen. Zu dem Zeitpunkt machte ich nämlich nahezu keinen Sport, einige Rückenübungen, aber nichts wirklich forderndes. Nur so viel, um nicht vor Schmerzen zu sterben. Ich kaufte für unsere Wii, die bis dahin vor sich hin staubte, das Spiel "Just Dance 3". Erst etwa zwanzig Minuten (dann war ich halb tot) und dann immer mehr. Davon, jeden Tag Sport zu machen, war ich noch meilenweit entfernt - nach einer Woche schaffte ich 30 Minuten lang das Tanzen und musste mich dann 2-3 Tage lang vom Muskelkater erholen. Es war frustrierend, ich aß keinerlei Süßes mehr und strich alles mit Zucker aus meinem Speiseplan. Kein Frittiertes, dafür ganz viel Obst und Gemüse. Mein Mann war mir da nie so eine richtige Hilfe - denn er wünschte sich fortweg immer Schnitzel oder Nuggets mit Pommes - wie sonst auch. Zur Abwechslung hätte es auch mal ein Cordon Bleu sein dürfen. Sonst gab ich mich nach kurzen Pausen immer wieder diesem: "Das willst du doch auch so gern!" hin, aber diesmal blieb ich standhaft, und seine Wünsche diesbezüglich wurden von Kilo zu Kilo weniger.

      Zu Weihnachten hatte ich dann beachtliche 7kg weniger auf den Rippen - meine Hosenanzüge für die Bewerbungsgespräche wurden langsam weit und ich trug sie häufiger (zumal die anderen Hosen langsam zu weit wurden), weil ich wusste: ICH SCHAFFE ES! Und sie ungetragen abzugeben, wäre eine Schande gewesen.

      In der Zeit war aber nicht alles Friede-Freude-Eierkuchen. Die ersten zwei Monate waren verdammt hart - ich hatte die erste Woche einen richtigen Zuckerentzug und zitterte ständig, als fiele ich in den Unterzucker. Und ich dachte NUR noch an Schokolade, hätte ständig heulen können. Danach wurde es besser, aber immer glücklich war ich nicht. Wenn ich träumte, träumte ich vom Essen - und begann tagsüber zu fantasieren, was ich jetzt gern alles essen würde. Sachen, die ich sonst gar nicht so mochte - aber in den Momenten hätte ich am liebsten ALLES gegessen. Da saß ich dann abends auf der Couch und sagte: "Ich hätte jetzt gern einen Cheeseburger, Pommes, ganz viel Cola, eine Pizza, einen Döner, einen Crispy Chicken, einen McRib, Chips und Kekse und Schokolade und Eis..." Ich konnte endlos fortfahren, und die ersten zwei Monate waren eine echte Qual zeitweise, aber ich hätte das NIEMANDEM freiwillig gesagt. Ich wollte ja als die Starke wirken, der das alles nichts ausmacht.

      Natürlich bekam ich von allen Seiten Lob - und ich freute mich. Ich war Weihnachten dann so positiv und investierte meine Gutscheine in das Wii Fit Plus inkl. Balance Board und kurz darauf ins Exerbeat.

      Im Januar wollte ich dann unbedingt draußen Sport machen - und ich bekam ein neues Fahrrad. Nach einem Unfall vor fast sechs Jahren hatte ich mir das Fahren abgewöhnt, da ich seither Angst hatte - aber ich wollte mich bewegen und fuhr mit dem Rad zum Einkaufen - plante sogar nur noch für einen Tag, um regelmäßig zu fahren. Ich machte jeden Tag Sport an der Wii - und fühlte mich großartig. Allerdings merkte ich, das sich nichts tat - irgendwie steckte ich fest. Die Kleidung blieb an mir und auch mein Schatz stellte irgendwann abends fest: "Da tut sich grad nichts, oder?" Frustrierend.

      Und dann ging ich auf die Waage - meine neue Waage. Die zeigte dann mal 5kg mehr an als meine alte Waage zur gleichen Zeit. Es war schon ein Schock - erst denkst du, du hast 69kg und die neue Waage zeigt 74kg an. Die alte entsorgten wir dann und ich ging seither von den Werten der neuen aus - nicht so schön, zumal ich davon ausging, nichts abgenommen zu haben.

      Im Februar kam ich dann zu MM - und war auch erst geschockt. Ich kam anfangs einfach nicht auf meine Punkte! Und dann begann ich wieder, Süßkram zu essen. Erst war ich total dagegen, weil ich dachte: "Süßkram und Abnehmen passt einfach nicht zusammen." Im Forum stellte ich das ganze Konzept in Frage und dachte mir, wenn ich nicht abnehmen würde, könnte ich das Ganze nach einem Monat beenden. Kurz vorher hatte ich gemerkt, dass ich vor dem Essen immer mehr Angst hatte - ich stand wahrscheinlich kurz davor, eine Essensstörung zu entwickeln. Ich aß immer weniger und nahm nicht ab.

      Ende Februar entschied ich mich dafür, mir Inliner anzuschaffen - ich wollte etwas Neues ausprobieren und mich immer weiter motivieren, um noch mehr Sport zu machen.

      Mit MM ging es mir gut - ich beäugte zwar alles skeptisch, aber mir ging es eben gut. Ich durfte wieder Schokolade essen! Anfangs rechnete ich damit, dass ich wieder zunehmen würde, weil mein Stoffwechsel sich wieder einpendeln müsse. Aber ich merkte keine Zunahme, und beschloss mich jeden Monat zu wiegen statt alle 6-7 Wochen.

      Im März dann stand ich das erste Mal nach einem Monat MM auf der Waage - ich hatte viel gegessen und gewöhnte mich gerade wieder an normale Portionen. 2 Kilo weniger in einem Monat! Im Freundeskreis fiel auch vielen auf - ich wurde dünner und aß mehr. Ein tolles Gefühl.

      Seither nehme ich jeden Monat 2 Kilo ab - ich runde sogar auf, gestern waren es auf der Waage sogar 67,8kg, aber ich mag doch lieber ganze Zahlen. Also kann ich mit den 68kg zum gegenwärtigen Zeitpunkt gut leben.

      Sport gehört für mich seither zum Leben dazu. Ich kann mich nicht jeden Tag dazu aufraffen - wenn ich wieder Migräne habe, lasse ich das Training durchaus ausfallen. Ich fahre nicht nur Rad, sondern gehe Inlineskaten, Walken, mache Aerobic, Yoga und Pilates - nur zum dauerhaften Volleyball kann ich mich nicht mehr durchringen. Ich merke - ich bin in Sachen Sport ein Einzelkämpfer, und da ich nur ungern sage: "Ich kann nicht mehr", halte ich vor anderen so lang durch, bis ich danach tagelang fertig bin. Das brauche ich nicht - ich habe mein eigenes Tempo und bin damit zufrieden.

      Letzte Woche hatte ich wieder eine ganz schlimme Situation - nachdem es mir über ein Jahr richtig gut mit der Rheumaerkrankung ging, hatte ich letzte Woche wieder einen bösen Schub. Das ist für mich immer ein Grund gewesen, den Kopf hängen zu lassen und mich in Süßkram zu stürzen. Ich kann ja doch nichts ändern, wäre mein Gedanke gewesen. Aber das wäre die alte Rumo. Die neue Rumo ist stark - und sie kämpft für ihr Ziel. Zwei Tage lang lag ich wieder mit Schmerzen im Bett - nahm direkt Entzündungshemmer und hoffte, dass es besser würde. Und es wurde besser.

      Mein Mann meinte die Tage zu mir, ich sei ein viel positiverer Mensch geworden. Meine Kleidung ist farbenfroh (früher kombinierte ich am liebsten schwarz zu schwarz, manchmal auch zu schwarz), ich tanze ständig durch die Gegend und bin viel mehr am Lachen. Ich fühle mich einfach besser - und meine Umwelt bekommt das mit.

      Vor anderthalb Wochen waren wir auf einer Party und trafen Leute, die wir teilweise zwei Monate nimmer gesehen haben. Die damals noch nichts zu mir gesagt haben. Und auf einmal kam es von allen Seiten: "Respekt, das hast du ganz toll gemacht!", "Du hast dich ja fast halbiert!", "Wow, du siehst toll aus!" Ihr könnt euch vorstellen, dass ich total euphorisch war. Als ein Bekannter dann meinte, ihm wäre es kaum aufgefallen, war ich erst geknickt - und dann sagte er: "Du sahst schon immer toll aus." Naja, das ist vielleicht Ansichtsache - aber ich bekomme langsam ein anderes Körpergefühl und mein Selbstwertgewühl wird wieder stärker.

      Am Sonntag tat ich dann das, was ich sonst eher nicht machte: Ich aß auf einer Feier einen Kuchen, den ich sonst nie gegessen hätte und aß dann auf der Straße - vor fremden Leuten! - eine türkische Pizza. Es war mir egal, wenn mich jemand beim Essen sah - früher war mir das peinlich. Ich glaubte immer die Gedanken zu hören: "Frisst die Fette sich noch fetter." Wenn mich jemand nicht anlächelte, dachte ich gleich, ich würde kritisch beäugt und fühlte mich minderwertig. Und jetzt denke ich mir: Ich hab schon so viel geschafft, da können mir blöde Blicke gestohlen bleiben! Natürlich finden mich sicher noch einige zu dick und so manche würden mich noch fett nennen - es gibt ja solche Menschen. Aber ich weiß, was ich geleistet habe und weiß, dass ich mein Ziel erreichen werde.

      All das mache ich nur für einen einzigen Menschen: MICH.

      Ich weiß, ich bin es Wert geliebt zu werden. Und selbst, wenn es andere tun: ich sollte mich auch lieben und dafür muss ich mit mir im Reinen sein. Als "Fleischklops" bin ich das nicht, aber ich bin auf einem guten Weg. Mit jedem Kilo weniger finde ich mich selbst hübscher, fühle ich mich wohler und gehe wieder erhobenen Hauptes auf die Straße.

      Mit MM habe ich meinen Weg gefunden - und ich denke, auch nach dem Erreichen meines Ziels bleibe ich hier. Wenn mein Leben als schlanker Mensch erfordert, weiterhin so zu leben, dann ist es eben so. Nichts ist es Wert, dass ich wieder in den Selbsthass verfalle. Keine Schokolade, kein Kuchen, kein Burger. Ich will mich nicht mehr von meinen Krankheiten geißeln lassen - Krankheit soll für mich keine Ausrede mehr sein, um dick zu sein! Vor allem habe ich seither viel weniger entzündete Gelenke, was ich großartig finde.

       

      Für heute beende ich den Roman. Es tat gut, alles mal niederzuschreiben und die Zeit Revue passieren zu lassen. Vielleicht hilft das jemandem, wenn er selbst in einer Krise steckt - die hatte ich auch und werde sie immer wieder haben. Wichtig ist, sich wieder rauszuziehen und durchzuhalten.

      Gemeinsam schaffen wir das.